«Herzlich willkommen in Stereotopia, dem einzigen Menschenzoo überhaupt! Am Besten machen Sie sich selbst ein Bild. Treten Sie ein!»
Claymation Installation
2016/2017
Bei Darstellungsproblemen:
https://vimeo.com/user63070929
FETTE (HOMO ADIPOSITIS)
VERWANDTSCHAFT:
Pummelige
NAHRUNG:
Allesfresser. Bevorzugen jedoch Junkfood gegenüber Gemüse und Obst. Oftmals resultiert die unausgewogene Ernährung in einer Diabeteserkrankung.
SOZIALE STRUKTUR:
einsames Einzelgängerleben
VORKOMMEN:
Fette trifft man am häufigsten in den USA an. Jedoch sind sie fast auf der ganzen Welt heimisch, nur in Afrika und Asien sind sie eher spärlich verbreitet.
Fette sind oftmals unzufrieden mit sich selbst und unsicher. Das mangelnde Selbstwertgefühl ist darauf zurückzuführen, dass sie nicht dem Schönheitsideal der Gesellschaft entsprechen. Fette versuchen immer wieder ihr Gewicht mit ihren schweren Knochen und schlechten Genen zu entschuldigen. Dabei ist das Übergewicht auf mangelnde Selbstdisziplin zurückzuführen. Fette sind passive Wesen, welche versuchen körperlichen Aktivitäten zu meiden.
MOSLEM (HOMO MUSLIMIS)
VERWANDTSCHAFT:
Islamisten, Terroristen
NAHRUNG:
nur Halal-Lebensmittel, sprich laut Koran darf kein Blut oder Schweinefleisch konsumiert werden. Alkohol ist ebenfalls verboten.
SOZIALE STRUKTUR:
treffen sich gerne in Moscheen um zum beten.
VORKOMMEN:
weltweite Verbreitung, primär in arabischen Ländern anzutreffen.
Musliminnen müssen sich verhüllen, zum Teil sogar mit einem Ganzkörperschleier. Muslime hingegen sind frei und geniessen die Vorzüge ihrer patriarchischen Religion. Ihr grösstes Ziel ist es, den Islam zu verbreiten. Dazu greifen sie auch zu drastischen Massnahmen. Muslime werden folglich immer wieder mit Islamismus und Terrorismus in Verbindung gebracht. Aktuell sind sie sehr gefürchtet, vor allem wenn sie mit dem Islamischen Staat in Verbindung stehen.
ITALIENER (HOMO ITALUS)
VERWANDTSCHAFT:
Spanier, Grieche
NAHRUNG:
Pizza, Pasta, Vino, Frutti di Mare
SOZIALE STRUKTUR:
Familie steht immer an erster Stelle. Italiener kümmern sich sehr intensiv und lange um ihren Nachwuchs.
VORKOMMEN:
hauptsächlich Italien, sind aber weltweit verbreitet. Auswanderer finden sich beispielsweise in Chicago.
Italiener sind gesellig und können gut kochen. Sie sind zudem temperamentvoll, gestikulieren viel und sprechen laut und melodiös. Leider sind sie der Korruption nicht abgeneigt. Die italienische Regierung leistet schlechte Arbeit und deshalb wird die Steuerpflicht als fakultativ erachtet.
BANKER (HOMO ARGENTARIUS)
VERWANDTSCHAFT:
Rechtsanwalt, Politiker
NAHRUNG:
Businesslunch
SOZIALE STRUKTUR:
ehrgeizige Einzelgänger, biedern sich gerne beim Alphatierchen an.
VORKOMMEN:
Industrieländer, hierzulande sammeln sich viele Banker am Paradeplatz.
Banker sind sehr arbeitsam und zielstrebig. Kommen ihnen andere Artgenossen in die Quere, werden gerne mal die Ellbogen ausgefahren. Geldgier prägt des Bankers Wesen. Dafür arbeiten sie hart, Schlaf, Sozialleben und Familie kommen dabei oft zu kurz. Wird der Druck zu hoch, greifen Banker auch mal zu Kokain. Weibliche Banker sind sehr selten anzutreffen, trotzdem scheint die Bankerpopulation stabil zu bleiben. Diese Konstanz ist dem Neoliberalismus zuzuschreiben.
VEGANERIN (HOMO VEGANUS)
VERWANDTSCHAFT:
Vegetarierin, Flexetarierin, Pescetarierin
NAHRUNG:
konsumieren keine tierischen Produkte. (z.B kein Fleisch, Milch, Honig, Leder oder Pelz). Am liebsten essen sie Avocados aus Mexiko.
SOZIALE STRUKTUR:
sozial gut ausgeprägte Ader, sind nicht nur in Menschengruppen anzutreffen, sondern bauen auch gerne Beziehungen zu verschiedenen Tieren auf.
VORKOMMEN:
weltweite Verbreitung, primär im urbanen Siedlungsraum anzutreffen.
Veganer sind im Grunde genommen sehr friedfertige Wesen. Nur im Kontakt mit Fleischfressern kann es in gewissen Fällen zum Eklat kommen. Denn um ihre Population zu vergrössern, erachten es viele Veganer als ihre Pflicht, für den Veganismus zu missionieren. Am liebsten suchen sie die Konfrontation beim gemeinsamen Mahl. Auch Umweltschutz und Fairtrade liegen Veganern am Herzen.
SCHWULER (HOMO HOMOSEXUALIS)
VERWANDTSCHAFT:
Lesbe, Transgender, Bisexueller, Intersexuelle, Queere
NAHRUNG:
variabel, trinken gerne Baileys.
SOZIALE STRUKTUR:
gehen alleinig sexuelle Beziehungen oder Partnerschaften zu männlichen Artgenossen ein, Gruppentreffen finden oftmals in Schwulenbars statt.
VORKOMMEN:
weltweite Verbreitung, fühlen sich sicherer in der westlichen Welt.
Dem Schwulen wird ein sehr sanftmütiges, feinfühliges Wesen zugeschrieben. Oft übernimmt er Verhaltensmuster seiner weiblichen Artgenossinen. Schwule sind sentimentaler als Heteros, ihr Modebewusstsein ist sehr ausgeprägt und ihr Erscheinungsbild ist stets gepflegt.
Die Installation Stereotopia entstand im Rahmen meines Bachelorprojekts. Mich beschäftigt die Wirkung von Stereotypisierung aufs Individuum und der mögliche Umgang der Betroffenen. Ich gebe der Betrachter*in die Möglichkeit, sich selbst in die Rolle des Voyeurs zu begeben und durch meine Arbeit die eigenen Stereotypen zu befragen. Stereotopia ist zudem ein Rückblick, Blick und Ausblick auf die Konsequenzen, welche Stereotypisierung von Menschen haben kann. Bis in die dreissiger Jahre existierten noch Völkerschauen. Im Zoo Basel wurden exotische "Lippennegerinnen" ausgestellt, übersexualisiert und dem Tier näher als dem Menschen beschrieben. Auch heutzutage kann man in China aufs Land fahren, um dort die ländliche Bevölkerungen und ihre Traditionen anschauen zu gehen. Die Grenze zwischen Tourismus und Völkerschau verschwimmt. Die aktuelle xenophobe Stimmungslage in Europa und Amerika wirft Fragen auf bezüglich den Folgen, welche die sturen, stereotypen Denkmuster in unserer Gesellschaft haben werden.